Karl Rahner(1904-1984) hat das theologisches Denken um die Mitte unseres Jahrhunderts entscheidend mitgepragt. Eine Wurzel dieser Wirksarnkeit war seine profunde Kenntnis der theologischen Tradition und Quellen, zu deren Erschlieβung er selbst wesent...
Karl Rahner(1904-1984) hat das theologisches Denken um die Mitte unseres Jahrhunderts entscheidend mitgepragt. Eine Wurzel dieser Wirksarnkeit war seine profunde Kenntnis der theologischen Tradition und Quellen, zu deren Erschlieβung er selbst wesentlich beigetragen hat.
Sein theologisches Denken wurde stark bestimmt sowohl durch seinen Sinn fu¨r den konkreten Menschen mit seinen Erfahrungen und Anliegen als auch durch seinen philosophischen, transzendental-anthropologischen Ansatz.
Der anthropologischen Grundorientierung des gesarnten Rahner'schen Werkes entsprechend lassen sich die Spuren dieses Ansatzes in allen seinen Schriften verfolgen. Die fru¨hen Hauptwerke Geist in Welt(1939) und Ho¨rer des Wortes(l941) enthalten bereits eine Art philosophischer Grundlegung der anthropologischen Wende der Theologie.
Die philosophische Selbsterfahrung des Menschen, wo sie auf ihre Tiefe und ihren Grund hin befragt wird, setzt notwendig schon den unbegrenzten Horizont transzendentaler Offenheit und dark den Mo¨glichkeitsgrund von theologischer Gotteserfahrung voraus. Die Selbsterfahrung ist die Bedingung der Mo¨glichkeit der Gotteserfahrung .
Indem der Mensch seine Endlichkeit radikal erfa¨hrtt, greift er iiber diese Endlichkeit hinaus, erfa¨hrt er sich als das Wesen der Transzendenz, als Geist.
Einen sehr friihen Lo¨sungsansatz dieser Transzendenzproblematik bietet Rahner in Ho¨rer des Wortes, in seiner Konzeption des "Vorgiffs" unter dem Einfluβ der Erkenntnisanalyse von Geist in Welt wird das erkennende "Bei-sich-selbst-Sein" des Geistes zum anthropologischen Leitbegriff von Ho¨rer des Wortes.
"Der Mensch ist Geist" als grundsatzhafte "Definition" menschlichen Wesens impliziert damit die ~berzeu~ung, "daβ zur Grundverfassung des Menschen die absolute Offenheit fu¨r das Sein schlechthin geho¨rt." Die vorgreifende "Transzendenz der Erkenntnis auf Sein uberhaupt" bestimmt den Menschen so als Geistwesen, daβ er in dieser unendlichen Selbstbewegung "auf Sein u¨berhaupt" die einzelnen Gegensta¨nde seiner Erkenntnis immer auch als emo¨glichende Momente dieser Bewegung erkennt, weil er sie von vornherein bereits unter dem Worizont sieht, durch den jeder Mensch immer schon offen ist fiir das absolute Sein Gottes.
Geistiger Selbstvollzug des Menschen im Vorgriff auf Sein ist damit immer auch schon Transzendenzvollzug in die vorga¨ngige Offenheit der Unendlichkeit Gottes hinein. Der Mensch ist Geist, d.h, er lebt sein Leben in einem dauernden Sichausstrecken nach dem Absoluten. in einer Offenheit zu Gott.
Der Vorgriff ist ein a priori mit dem menschlichen Wesen gegebens Vermo¨gen der dynamischen Selbstbewegung des Geistes auf die absolute Weite aller mo¨glichen Gegensta¨nde. Resiimierend, Der Mensch ist das Wesen der Transzendenz, insofern alle seine Erkenntnis und seine erkennende Tat begriindet sind im Vorgriff auf das 'Sein' u¨berhaupt, in einem unthematischen, aber unausweichlichen Wissen um die Unendlichkeit der Wirklichkeit.
Mit dem Grundgedanken von Ho¨rer des Wortes, den Menschen als "potentia oboedientialis" fu¨r eine moglicherweise in der Geschichte ergehende Selbstmitteilung Gottes zu fassen, setzt Rahner zunachst ein grundsa¨tzliches Beziehngsverha¨ltnis zwischen der natu¨rlich-philosophischen Vernehmensfa¨higkeit des Menschen und der go¨ttlichen Offenbarung voraus. Gott kann nur das offenbaren, was der Mensch ho¨ren kann.