Die vorliegende Arbeit ging davon aus, daß bei der Erforschung des Fremdwortes in der Literatur, bes. Thomas Mann, der wichtigste Aspekt des Fremdwortgebrauchs stark vernachla¨ssigt worden war: die Frage each der stilistischen Motivation und Funktio...
Die vorliegende Arbeit ging davon aus, daß bei der Erforschung des Fremdwortes in der Literatur, bes. Thomas Mann, der wichtigste Aspekt des Fremdwortgebrauchs stark vernachla¨ssigt worden war: die Frage each der stilistischen Motivation und Funktion des Fremdwortes. Vielleicht war diese Fragestellungen deshalb unterlassen worden, weil die maßgeblichen Stillehren fu¨r den deuischen Sprachgebrauch leider teilweise bis heute eine generelle Abneigung gegen den Gebrauch fremder Wo¨rter erkennen lassen und somit auch die wissenschaftliche Bescha¨ftigung mit derartigen Themenkomplexen beeinflussen. Aus diesen Grund setzte sich die vorliegende Arbeit das Ziel, die sprachliche Leistung des Fremdwortes bei Thomas Mann, bei dem Fremdwo¨rter besonders auffallend hervortreten, kritisch zu wu¨rdigen.
Im Hauptteil wurde zuerst Thomas Manns Einstellung zum Fremdwort im Vergleich zu seinen zeitgeno¨ssischen Sprachkritikem vorgestellt. Dane wurde Zahl (types) und Ha¨ufigkeit (tokens) der von Thomas Mann verwendeten Fremdwo¨rter untersucht, wobei die Fremdwo¨rter in drei Romanen, na¨mlich $lt;Buddenbrooks$gt;, $lt;Der Zauberberg$gt; und $lt;Doktor Faustus$gt; vollsta¨ndig exzerpiert wurden. Wir konnten feststellen, daß die Zahl der Fremdwo¨rter außerordentlich groß ist und daß Fremdwo¨rter bei Thomas Mann ha¨ufiger als bei anderen zeitgeno¨ssischen Schriftstellern vorkommen.
Der na¨chsbe Teil galt der sprachwissenschaftlichen Anayse von Besonderheiten der Wortarten und Wortbildungen. Die Fremdwo¨rter sind zu 72,28% Substantive, 20,53% Adjektive und 6,44% Verben; hinsichtlich ihrer Worbildung handelt es sich um Simplizia, Derivata und Komposita. Auch ihre Kombination mit deutschen Wo¨rtern oder Affixen (sog. hybride Bildungen) la¨ßt sich - gerade bei Thomas Mann - beobachten. Den Schwerpunkt bildet die Analyse der Komposita. Diese wurden nach Wortarten, Bildungsformen, Ad-hoc-Bildungen und der Verwendung von Bindestrichen sprachstatistisch ausgewertet. Dabei fiel u.a. auf, daß Thomas Mann in seinem Spa ¨twerk im Gegensatz zum Fru ¨hwerk in immer sta ¨rkerem Maße Ad-hoc-Bildungen herangezogen hat.
Die stilistischen Funktionen der Fremdwo¨rter bildeten ein zentrales Thema dieser Arbeit. Durch zahlreiche Beispiele haben wir versucht zu zeigen, daß Fremdwo¨rter der Ausdruckvariation, der Bedeutungsdifferenzierung, der Ausdrucksversta¨rkung, dem Lokalkolorit, dem Fachkolorit, dem Euphemismus, der Ironie und dem Wortspiel dienen. Im Anschluß fanden metasprachliche Funktionen der Fremdwo¨rter unter stilistischem Aspekt Beru¨cksichtigung.