Die vorliegende Arbeit setzt mit ihrer Betrachtung bei der Feststellung Beißners von der "einsinnigen" Erza¨hlperspektive des Dichters an und versucht in Anlehnung an Sokels Theorie der "Traumstruktur" des Kafkaschen Expressionismus als "Prinzip der...
Die vorliegende Arbeit setzt mit ihrer Betrachtung bei der Feststellung Beißners von der "einsinnigen" Erza¨hlperspektive des Dichters an und versucht in Anlehnung an Sokels Theorie der "Traumstruktur" des Kafkaschen Expressionismus als "Prinzip der Yerbildlichung des Subjektiven" das Wirklichkeitsproblem bei Kafka aus der Tiefenschicht seiner Dichterperso¨nlichkeit heraus zu beleuchten. Entscheidend ist dafu¨r vor allem die Tagebuchaufzeichnung vom 6. 8. 1914, in der Kafka vom "Sinn fu¨r die Darstellung meines traumhaften inneren Lebens" spricht, "der alles andere ins Nebena¨chliches geru¨ckt" habe. Im Zuge der Ero¨rterung der beiden Erza¨hlungen 'Das Urteil' und 'Die Verwandlung' trat der Problemkomplex Vater-Sohn und Schuld und Strafe in den Mittelpunkt, was unser Augenmerk dann auf den 'Brief an den Vater' und den 'Prozeß' lenkte. Auf die in den 'Proseß'-Roman eingeschobene Parabel 'Vor dem Gesetz' wurde abschließend in der Form eines Exkurses eingegangen. So wie man im 'Prozeß' mit Recht den Versuch des Josef K./Franz Kafka zur Rechtfertigung des Schuldbewußtseins erblickt, so sicher soheint in der Parabel - u¨ber den strukturellen Modellcharakter fu¨r die 'Prozeß'-Welt hinaus-u¨berhaupt die Quintessenz des Kafkaschen Daseins eingeschlossen zu sein, in dem das Schuldgefu¨hl und das Dichterische als "notwendige" und bewegende Gegensa¨tze verwurzelt sind. So ist auch das Paradoxon nicht nur strukturbe-stimmendes Erza¨hlelement, sondern darf als der Grundpfeiler der Kafkaschen Existenz oder als "Wirklichkeit" seiner inneren Kampfsituation angesehen werden.