Der Roman Ein Tag des Schriftstellers Kupos von Taewon Park laßt sich als Spaziergangertext bestimmen. Der Erzahler, ein Romanschriftsteller, geht durch die Stadt Kyongsong (jetzige Seoul) spazieren, beschreibt das Spektakel der modernisierenden Stad...
Der Roman Ein Tag des Schriftstellers Kupos von Taewon Park laßt sich als Spaziergangertext bestimmen. Der Erzahler, ein Romanschriftsteller, geht durch die Stadt Kyongsong (jetzige Seoul) spazieren, beschreibt das Spektakel der modernisierenden Stadt in den dreißiger Jahren des letzen Jahrhunderts, in den Korea von Japan kolonialisiert wurde. Gleichzeitig erzahlt er dazu assozierten Gedanken und Erinnerungen. Der Regisseur Kiung Sung hat den Roman bearbeitet und auf die Buhne gebracht. Er betont den Charakter des Spaziergangertextes und die Prozessualitat des Schreibens. Nach Volker Georg Hummel ist die Aufspaltung des Erzahlers in einem Schreibenden oder auf dem Papier spazierenden und einen diese Bewegung fortwahrend kommentierenden Ich-Anteil in Spaziergangertexten haufig zu erkennen. Auch in der Auffuhrung von Ein Tag des Schriftstellers Kupos tritt der Erzahler aufgespaltet als Schreibender Taewon und als Gehender Kupo auf. Der Schauspieler Yungi Lee stellt den Schriftstleller Taewon, der immer wieder sowohl zu Hause als auch in Teestuben schreibt, dar, wahrend der Schauspieler Daesok Oh Kupo, der in den Roman von Taewon als Hauptfigur auftritt, den einsamen Spazierganger veranschaulicht. Am Anfang scheint Taewon ein Schopfer, Kupo sein Geschaffener zu sein. Aber im Lauf der Auffuhrung laßt sich erkennen, daß sie Doppelganger sind und miteinander kooperieren. In der Tat werden Schreiben und Gehen auf der Buhne miteinander identisch verwendet. Nicht nur Gehen sondern auch Nahen und Tanzen etc. schließen sich mit Schreiben an. Nach dem Rhythmus und Atem des Satzes bewegen sich Schauspieler und aussprechen. Alle Schauspieler schreiben den Text mit eigenen Korper auf der Buhne. Dazu tragen verschiedene Medien z.B. Illustrationen, Karikatur, Photos, Filme, Musik, etc. bei. Vor allem spielt die Schrift große Rolle. Im Lauf der Auffuhrung taucht Schriften haufig auf, immer wenn der Regisseur die Situation betonen will. Aber langsam werden Schriften nicht nur Sinne gebildet, sondern auch als Image verwendet. Schriften spielen als Image autonom. Am Ende der Auffuhrung, am Ende des Spaziergangs von Kupo werden alle Satze des Romans auf der Buhne explodiert, schweben sich rund um Kupo, der in der tiefen Nacht allein zu Hause geht.