Diese Arbeit untersucht die Schnittmenge des Moströsen und Gespenstischen mit dem Anderen anhand zweier unvollendeter posthumer Werke Franz Kafkas, Das Tier in der Synagoge und Der Jäger Gracchus. Dabei wird versucht, bei der Rekonstruktion dieser W...
Diese Arbeit untersucht die Schnittmenge des Moströsen und Gespenstischen mit dem Anderen anhand zweier unvollendeter posthumer Werke Franz Kafkas, Das Tier in der Synagoge und Der Jäger Gracchus. Dabei wird versucht, bei der Rekonstruktion dieser Werke im Lichte von Deleuze und Derrida ihr Potenzial hervorzuheben, zu einer Diskussion über das Anderssein im modernen Sinne anzuregen.
Die Erzählung der Monster und die Erzählung der Gespenster ist die vom Anderen. Monster und Gespenster sind beide sowohl ‘inappropriate other’, die die Grenzen verletzen, als auch Metapher von Anderen, die Vorurteilen und Ausgrenzung ausgesetzt sind. Gleichzeitig ist der Andere, der ein Monster und ein Gespenst ist, auch ein Wesen, das die Struktur von Missverständnissen aufdeckt oder bloßstellt, die im sozialen Imaginären verborgen sind. Das Tier/Monster von Das Tier in der Synagoge, das zwar in der Synagoge lebt, aber nicht zur Gemeinde gehört und Angst vor Vertreibung hat, stellt eine Denkweise, die auf der Dichotomie des Daseins basiert, in Frage und weist den Weg zum Nachdenken über die Univozität des Seins. In ähnlicher Weise erinnert uns das tote und lebendige, unsichtbare und sichtbare Gespenst Gracchus aus Der Jäger Gracchus, das umherwandert und immer wieder spuckt, an die Notwendigkeit ethischer Verantwortung und Gastfreundschaft für Andere. Kafkas Tier/Monster und Gespenst scheinen die Botschaft zu implizieren, dass alle ohne Diskriminierung gleich behandelt werden sollten, was als die Modernität von Kafkas Werken anzusehen ist.