In der vorliegenden Arbeit geht es um die Frage der semiotischen Motivation von Idiomen unter dem Gesichtspunk der kognitiven Linguistik und der Peirceschen Semiotik. Traditionell handelt es sich bei den Idiomen um feste Wortfugungen mit Idiomazitat, ...
In der vorliegenden Arbeit geht es um die Frage der semiotischen Motivation von Idiomen unter dem Gesichtspunk der kognitiven Linguistik und der Peirceschen Semiotik. Traditionell handelt es sich bei den Idiomen um feste Wortfugungen mit Idiomazitat, bei denen eine Diskrepanz zwischen literaler und lexikalisierter Bedeutung besteht, so dass angenommen wird, dass Idiome im Saussuresehen Sinne arbitrar und nicht motiviert sind. In den kognitiven Forschungsrichtungen ist aber die Motivation der Idiome ein zentrales Thema, wobei versucht wird, die Bxistenz motivierender Links zwischen wortlicher und figurativer Lesart zu bestatigen. Die Motivation der Idiome ergibt sich aus der Interaktion zwischen den mentalen Bildern und dem dazugehorigen Wissen, die durch die literale Bedeutung evoziert werden, einerseits und Metapher bzw. Metonymie andererseits. In diesem Artikel werden die kognitiv begrundeten Motivationstypen unter dem Blickwinkel der Peirceschen Zeichen-Trichotomie hinsichtlich der Relation Zeichentrager-Objekt (Ikon, Index, Symbol) und der Hypoikone (Bild, Diagramm, Metapher) neu klassifiziert. Dabei werden ikonische (bild-ikonische, diagramm-ikonische, metapher-ikonische), indexikalische und symbolische Motivation unterschieden. Bei den Idiomen als Superzeichen wird die Inhalt-Form-Motivation durch das Verhaltnis von literaler und lexikalisierter Bedeutung gekennzeichnet. In der kognitiv-linguistischen Phraseologieforschung wurde die indexikalische (metonymische) Motivation nicht adaquat erfasst und oft mit der bild-ikonischen Motivation verwechselt. Ikonische Motivation ist aui3erdem nicht einfach mit der metaphorischen Motivation gleichzusetzen. Die Rolle der diagrammatische Ikonizitat wird hier besonders relevant diskutiert. Als zukunftige Forschungsagenda wird auch kulturspezifische symbolische Motivation vorgestellt.