Kind und Bild: Würdigung und Fortführung eines unvollendeten Projektes der deutschen Entwicklungspsychologie

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William Stern, einer der Gründerväter der deutschen Entwicklungspsychologie, hat sich bereits vor mehr als 100 Jahren mit der Bedeutung von Bildern für die Kindesentwicklung befasst. Seine Erkenntnisse, die vor allem auf der Auswertung von Langzeitbeobachtungen an den eigenen drei Kindern beruhen, sind zu Unrecht in Vergessenheit geraten. Deshalb stellen wir im ersten Teil unseres Beitrags seine „Psychologie der Bildbetrachtung“ vor und legen dabei den Schwerpunkt auf die von Stern aufgewiesenen Entwicklungsschritte. Im zweiten Teil nutzen wir dieselbe Datenquelle wie William Stern, um aktuelle kulturpsychologische Fragestellungen zu beantworten. Bei der Quelle handelt sich um Tagebücher zur Kindesentwicklung, die von William Sterns Ehefrau Clara zu Beginn des 20. Jahrhunderts geführt worden sind. Die Sterns waren typische Angehörige der sozialen Schicht der Bildungsbürger. Die in den Tagebüchern aufgezeichneten Beobachtungen sind für die Kulturpsychologie von besonderer Bedeutung. In Verbindung mit der Kenntnis der Erziehungsziele des Bildungsbürgertums erlauben sie uns, zu rekonstruieren, wie das „kulturelle Werkzeug“ Bild und die „kulturelle Praxis“ Bildbetrachtung zur Erziehung zum ästhetischen Urteilen eingesetzt wurden.

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