In dieser Arbeit wird versucht, die Bilderwelt von Gustav Klimt und Egon Schiele in bezug auf das Thema ``Korperlichkeit und Sexualitat`` zu beleuch-ten; als reprasentative Kunstler der Wiener Moderne haben sie den gleichen kulturellen Kontext der Jah...
In dieser Arbeit wird versucht, die Bilderwelt von Gustav Klimt und Egon Schiele in bezug auf das Thema ``Korperlichkeit und Sexualitat`` zu beleuch-ten; als reprasentative Kunstler der Wiener Moderne haben sie den gleichen kulturellen Kontext der Jahrhundertwende um 1900 gemeinsam. Das Thema ist auch bedeutend im Verstandnis der asthetischen Moderne. Bei Klimt ist der Korper der Frauen eine Quelle seines kunstlerischen Schaffens und gleichzeitig der Hauptgegenstand seiner Malerei. Dort benutzt er verschiedene ornamentale Elemente des Jugendstils, in denen meistens eine sexuelle Symbolik kodifiziert ist. Die Funktion der Ornamentalitat besteht darin, das Spiel von Verhullen und Enthullen der korperlichen Sinnlichkeit zu ermoglichen. Auf dieser Verbindung von Erotik und Ornamentalitat basiert die phantasti-sche Bilderwelt von Klimt. Im Gegensatz zu Klimt schliebt Schiele die Ornamentalitat grundlich aus. In den meisten seiner Zeichnungen ist sogar der Hintergrund der Figuren zur einfarbigen Flache geworden. Damit liegt die Konzentration auf dem Ausdruck ihrer Korperlichkeit, der aus holperigen und hysterischen Kurven besteht, die wiederum eine unruhige Innerlichkeit der Figuren oder des Kunstlers selber widerspiegeln. Bei weiblichen Figuren ist die Schamlosigkeit charakteristisch, da diese meistens gleichmutig ihre Schamteile entbloßen und ihre Blicke auf den Betrachter richten. Diese Asthetik der Schamlosigkeit konnte dazu beitragen, die sexuellen Phantasien zu zerstoren. Bei allen stilistischen Unterschieden gelten die beiden Kunstler als Bahnbrecher der modernen Kunst, indem sie das Verstandnis der korperlichen und sexuellen Natur des Menschen teilen.