Die vorliegende Arbeit geht der Frage nach, wie die Erinnerung im Roman Ausloschung im Hinblick auf ihren Wahrheitsgehalt thematisiert wird. Die Erinnerung wird in den Problemkomplexen der Erkenntnis, der Gedachtnismedien wie Fotos und Zeitung und auc...
Die vorliegende Arbeit geht der Frage nach, wie die Erinnerung im Roman Ausloschung im Hinblick auf ihren Wahrheitsgehalt thematisiert wird. Die Erinnerung wird in den Problemkomplexen der Erkenntnis, der Gedachtnismedien wie Fotos und Zeitung und auch des Schreibens und Lesens untersucht. Fur die Interpretation wurden einschlagige Diskurse aus der neueren Gedachtnisforschung herangezogen.
Der 1986 erschienene Roman Ausloschung von Thomas Bernhard zeichnet, wie es im Untertitel heißt, einen Zerfalls-Prozess auf. Der Korper erlischt im Durchlaufen dieses Prozesses, er zerfallt, weil der Prozess Anstrengungen erfordert, die die menschlichen Krafte des Protagonisten ubersteigen. Die Herzkrankheit, an dem der Protagonist leidet und dann auch stirbt, deutet darauf hin, dass es sich bei dieser Krankheit nicht nur um einen rein korperlichen Defekt handelt, sondern gewissermaßen um eine psychosomatische Reaktion. Dabei lasst sich das Leiden auf das ambivalente Verhaltnis (Hassliebe) zur eigenen Herkunft zuruckfuhren. Die Herkunft, die Familie als Ausgangspunkt einer Lebensgeschichte wird der zentrale Punkt, mit dem sich der Protagonist auseinandersetzt, was sich zu einer vergeblichen Suche nach der Wahrheit, nach der Identitat ausformt. Diese Suche vollzieht sich im Prozess der Erinnerung und des Schreibens. Wahrend der Korper im Prozess der Erinnerung ausgeloscht wird, bleibt die Schrift der einzige Zeuge der Authentizitat des Subjekts. Jedoch kann die Schrift nur noch von der Nichtfixierbarkeit der Identitat des Subjekts zeugen, was in ihren Widerspruchen und Paradoxien manifestiert wird. Dennoch stellt sich die Schrift als die einzige Moglichkeit dar, der Wahrheit des Subjekts naher zu kommen.